Vom gesprochenen Wort
geht eine magische Kraft aus.
Worte können verletzen
oder heilen, zumindest die Seele. Der Schrei ist die Urform
des gesprochenen Worts. Mit einem Schrei tritt das Baby in
die Welt. Doch schon davor waren Geräusche eine wichtige
Erfahrung, die seine Entwicklung geprägt haben.
Wie Kinder in Klang und
Worten die Welt erleben, davon handelt dieses Buch in erster
Linie. Erwachsene sind oft achtlos darin, was und wie sie
zu Kindern sprechen. Mit Kindern zu reden, ist nicht nur das
Beste, was wir pädagogisch für sie tun können,
es ist auch in der Polarität von gutem Vorbild und körperlicher
und seelischer Machtausübung das einzige Instrument,
das wir einsetzen können.
Weil wir die Sprache des
Empfängers sprechen müssen, um verstanden zu werden,
müssen wir zunächst verstehen, wie das Kind das
Wort erlebt. Das junge Kind befinden ganz natürlich in
einem Bewusstseinszustand, den wir als Trance bezeichnen.
Im Trance-Zustand ist der Geist still und das Bewusstsein
weit. Dieser Zustand ist den meisten Erwachsenen fremd geworden.
Um Kinder in ihrer Entwicklung optimal fördern zu können,
müssen wir diesen Zustand erforschen und die hier wirkende
Sprache erlernen. Dann wird es uns möglich, mit Worten
heilend auf das Kind zu wirken.
Wie die Seele mit Bildern
in Resonanz geht und wie Märchen in therapeutischem Sinne
genutzt werden können, davon handelt dieses Buch auch.
Es ist eine Einführung in die Bildsprache der Seele und
ihre Anwendung in der Begegnung mit Kindern.
Ein kleines Mädchen
kommt zur Lehrerin,
der die Lebenserfahrungen ins graue Gesicht geschrieben stehen,
um ihr ein Bild zu zeigen, das es gemalt hat:
einen himmelblauen Baum.
»Aber Kindchen«, mahnt die Lehrerin schrill, »ich
habe noch niemals einen himmelblauen Baum gesehen.«
Die himmelblauen Augen des kleinen Mädchens strahlen
und es sagt voller Bedauern:
»Das ist aber schade.«
|